Gedanken zur Zeit

Xavier Naidoo – in den eigenen Schnüren verfangen

Mit ‚Marionetten‘ hat der wohl bekannteste Soulbarde Deutschlands wieder einmal für Aufregung gesorgt.

Xavier Naidoo, hat es wieder getan. Zum wiederholten Mal tritt der Soulsänger und Mitbegründer der ‚Söhne Mannheims‘ eine Welle der Entrüstung los.

In dem Lied ‚Marionetten‘ aus dem aktuellen Album der Söhne Mannheims ‚MannHeim‘ fällt er verbal über unsere gewählten Volksvertreter her. „Teile eures Volks – nennt man schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter | Alles wird vergeben, wenn ihr einsichtig seid | Sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dafür, dass ihr einsichtig seid.“ heisst eine Zeile aus dem Song. Weiter geht es dann mit: „Als Volks-in-die-Fresse-Treter, stößt Ihr an unsere Grenzen | …. | Und wenn ich nur einen in die Finger bekomme | Dann zerreiß ich ihn in Fetzen | Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragraphen und Gesetzen“ Harter Tobak, der wenn man ihn in Zusammenhang mit früheren Äußerungen Naidoos und seinen Auftritten vor einer Versammlung der Reichsbürger am 3. Oktober 2014 verdauen muss, zumindest eine staatsfremde Attitüde vermuten lässt.

In der Vergangenheit habe ich mich als Atheist schon mit den mir missionierend erscheinenden Texten Naidoos nicht anfreunden können. Ich war aber weit entfernt dies öffentlich anzuprangern oder gar dagegen zu demonstrieren. Ich habe ihn einfach überhört oder abgeschaltet.

Dies ist nun anders.
In diesen Zeiten, kann ich bei derartigen Texten nicht weg hören oder abschalten.
Ich wage es nicht Herrn Naidoo in die faschistische oder rechtsliberale Ecke zu stellen, dazu habe ich mich mit diesem, für mich an sich irrelevanten Künstler zu wenig befasst. Was ich aber sagen kann, ist dass sein mediales Auftreten und eben hier auch seine Texte Gift sind für ein Land, dass sich einem wachsenden Rechtspopulismus erwehren muss. Es ist unerträglich für mich pauschal die von uns gewählten Volksvertreter, meist hoch engagierte, untadelige Menschen, in dieser Art und Weise Diffamiert zu wissen. Naidoo gießt Flugbenzin in die schwelende Glut von Demokratiefeindlichkeit.

Das Schutzmäntelchen von Missverstandenheit und böser Presse, das Naidoo jetzt wieder anlegen möchte, haben längst die Höckes, Gaulands und Petrys dieser Welt in Fetzen gerissen. Xavier Naidoo ist nicht dumm und er weis mit der deutschen Sprache gut umzugehen. Um so mehr trifft ihn der Vorwurf hier ganz bewusst einer pegidiären Bewegung das Wort zu reden, ob aus Überzeugung oder aus rein wirtschaftlichen Überlegungen. Mag sein, dass der Text des Songs ‚Marionetten‘ von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, es ist aber genauso das Recht aufrechter Demokraten, ob Bürger*innen, Politiker*innen oder auch Medienschaffenden, gegen diese Äußerungen Sturm zu laufen und Auftritte bzw. Veröffentlichungen dieser Texte zu monieren oder gar zu boykottieren.

In Wilhelmshaven werden die ‚Söhne Mannheims‘ im Sommer beim Pumpwerk OpenAir spielen. Die Entscheidung der WTF respektiere ich, heiße sie aber nicht gut. Letztendlich müssen nun die Bürger*innen dieser Stadt entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen. Die ‚Söhne‘ sind nur ein Act von vielen bei dem Open Air und ich kann verstehen, dass man die anderen Künstler alle gerne sehen möchte. Freuen würde es mich, wenn ganz viele von denen, die das Konzert der Söhne Mannheims besuchen, der Bühne demonstrativ den Rücken kehren, wenn das Lied ‚Marionetten‘ angestimmt werden sollte.

Lieber Xavier Naidoo, Sie haben sich diesen Weg ausgesucht und ganz gemäß Ihren Liedes wird dieser Weg kein leichter sein.

 

Ulf Berner ist Kaufmann, Journalist und Kommunalpolitiker Seit 2021 Ratsherr im Stadtrat Wilhelmshaven

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